Allgemeines:
Der mit 7.100 km² größte Kanton der Schweiz ist zwar
ein ausgesprochenes Wintersportparadies, doch wirklich kennenlernen
kann man "das Land der 150 Täler" und unzähligen
Pässe nur im Frühling, Herbst und Sommer. Im Frühling,
wenn im Misox und im Puschlav die Feigen und Mandelbäume blühen,
im Sommer, wenn die Bauern ihr Vieh auf die Alpweiden treiben und
Dutzende von Pässen befahrbar sind, im Herbst, wenn bei Soglio
im Bergell die Kastanienwälder in allen Farben glühen
und in der "Herrschaft" der Wein gelesen wird.
Zwei Haupttäler durchziehen die Region: Das Rheintal mit
seinen beiden Brüdern, den jungen Wilden, hier Vorder- (Rein Anteriur) und
Hinterrhein (Rein Posteriur) genannt, die sich bei Tamins
kurz vor der Kantons-Hauptstadt Chur vereinen. Und im Süden quillt ein weiterer berühmter
Alpenfluss aus den Tiefen hervor, der Inn, der das Ober-
und Unterengadin nach Nordosten durchquert und die Schweiz
bei Vinadi, direkt am Abzweig ins Samnauntal, an der Tiroler Grenze
Richtung Landeck verläßt.
Wer das Land bereist, muß sich
auf eine babylonische Sprachenvielfalt einstellen: Zu dem offiziellen
Italienisch und Deutsch gesellt sich das Rätoromanisch, das etwa
ein Viertel der 185.000 Bündner spricht. Die Sprache entstand,
als die Römer Rätien eroberten und sich ihr Latein mit den Mundarten
der Täler vermischte: Wenn da nicht allein fünf unterschiedliche
Schriftsprachen wären: Sursilvan, Surmiran und Sutsilvan, sowie
Ladin mit den Varianten Vallader im Unterengadin und Putèr im Oberengadin.
Natürlich unterscheiden die Bewohner im Engadin, im Münstertal,
Mittelbünden und im Surselva noch viele lokale Varianten - eine
in Europa einzigartige Sprachenvielfalt auf engstem Raum. Keine
Panik, fast alle Nachfahren der Rätier verstehen heute auch Deutsch!
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Sehens-
wert
Dicke
Wände, rundes Portal: Engadiner Häuser mitBrunnen in Scuol (Schuls) © picswiss
Roland Zumbühl
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Sehenswertes:
Im Surselva-Tal,
wo der wilde Vorderhein entspringt und sich erst nach 70 km mit
seinem Bruder trifft, wartet das 1300 Jahre alte Benediktinerkloster
in Disentis,
das zu den schönsten Sakralbauten Europas zählt. Barockfans werden
sich der Klosterkirche mit den neun Seitenaltären widmen, Landeskundler
nehmen noch das Klostermuseum
mit ins Programm (Geschichte der Abtei, Brauchtum, Kristalle &
Mineralien, Fauna).
Im ruhigen, bei Iilanz nach Süden abzweigenden
Valser Tal lohnt ein Stop am türkisfarbenen
Zervreila-Stausee. In
Vals bietet
die Felsentherme
Wechselbäder aus Feuer und Eis für die Fitness an. Das vom Architekten
Peter Zumthor konzipierte Heilbad überzeugt als archaisch-ästhetische Bade- und Therapielandschaft,
gestaltet aus über 60.000 Steinplatten des Valser Granits.
Von Tamis zweigt das Hinterrheintal
nach Süden ab, die Route führt entlang der Via Mala und durch die
Roffla-Schlucht über Sufers und Splügen zum San Bernardino und weiter
ins italienisch geprägte Valle Mesolcina. Bei Thusis zweigt
die Straße zum Glaspass
ab: Dank traumhafter Ausblicke in die Berglandschaft ist sie ein absolutes
Highlight.
Wer Klettertouren nicht scheut, sollte unbedingt
in die Schlucht der Schluchten hinabsteigen, in die "Via Mala", die durch Sagen, Romane und der
Verfilmung des Bestsellers von John Knittel bekannt wurde. Bis zu
30.000 Handelsreisende quälten sich im 19. Jh. jedes Jahr
über einen schon von den Römern angelegten Steig, der durch die
enge Schlucht führte. Goethe beschrieb die Via Mala als "schauerlichsten
Felspass der ganzen Schweiz": 351 Stufen führen heute
hinunter in den engen Canyon mit den bizzaren Felsformationen und
wilden Strudellöchern des Hinterrheins. Der Fluss ist an der schmalsten
Stelle nur 3 m breit, dafür aber bis zu 80 m tief. Der
Einstieg erfolgt 5 km südlich von Thusis,
an der Kantonsstraße zwischen Thusis und Zillis (tgl. 8-19 h, Zutritt
SFr 3,60). Wer die Mächte des Bösen hier unten noch nicht
hautnah spürte, kann sie spätestens an der Holzdecke in der Kirche
St.
Martin in Zillis studieren: Die einzigartige Bilderdecke aus
dem 12. Jh. gilt als ungewöhnliches Kunstwerk der Romanik.
Den spröden Charme von Chur,
der ältesten Stadt der Schweiz, erfährt man bei einem
kleinen Spaziergang durch die Altstadt. Auf dem Schafberg schuf
der Maler Giovanni Segantini seine gewaltigen Bilder und starb darüber
einen frühen Tod und Johanna Spyris "Heidi", die
wohl berühmteste Bündnerin, tobt heute noch mit ihrem
"Ziegenpeter" über die Almen.
Auch in den Engadiner
Dörfern scheint die Zeit stehengeblieben: Eindrucksvoll wirken
allerorts die typisch massiven und stattlich ausgeschmückten
Engadiner Häuser. Die Fassade ist oft durch einen
zurückversetzten Teil asymmetrisch gegliedert, mit breiten Rundbogenportalen und
mit tief in die breiten, weiß geputzten Mauern eingelassenen Fenstern
ausgestattet. Berühmt sind die in den Putz gekratzten und bemalten
Verzierungen, die Sgraffitis.
Phantastische Ausblicke
auf den Moteratschgletscher und den schneebedeckten Piz
Cambrena bietet die herrliche Route von St. Moritz durch das
Val Bernina über den Berninapass
(2328 m), hinüber ins italienische Veltin.
Schnell-Index (PLZ für Routenplaner und Tel.
f. Nachfragen): Disentis (Klosterkirche
& Museum,
Tel. ++41(0)94/75145) Vals (Felsentherme,
Tel. ++41(0)81/9268008) Zillis (Kirche Stankt Martin,
Tel. ++41(0)65/11134) CH-7000 Chur (Altstadt, frei zugänglich)
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Literatur
&
Karten |
Literatur
& Karten:
Bücher:
Denzel, Harald (Hg.): "Motorrad Touren in den Alpen" Über
100 Rundfahrten, (hier:Tour
45 - 47, Seite 158 - 168),
Denzel Verlag, Innsbruck, 5. Auflage 1999, ISBN: 3-85047-758-4, € 22,-
Denzel, Harald (Hg.): "Motorrad Touren Ostalpen" Über
75 Rundfahrten (hier Touren "40 - 42"),
Denzel Verlag, Innsbruck, Erstauflage 2002, ISBN: 3-85047-761-4,€ 22,-
Denzel, Eduard und Harald: "Großer Alpenstraßenführer"
("Ostschweiz und Graubünden", S. 145-195, hier vergleichsweise knapp behandelt),
Denzel Verlag, Innsbruck, 21. Auflage 2001, ISBN: 3-85047-763-0, € 36,-
Bauregger,
Heinrich/ Heinrich, Elvira: "Mit
dem Motorrad durch die Alpen", Pässe, Naturschönheiten, Übernachtungen,
40 schönste Touren (hier Tour 16 "Zw. Bernina und Ortler",
Tour 17 "Graubündner Pässekarrusell" und Tour 18 "Engadiner
Seenplatte und Via Mala"), Südwest-Verlag,
1. Auflage 1998, ISBN 3-517-07602-3. € 26,-
Waeber, Michael: Die schönsten Motorradtouren in der
Schweiz, (Tour 6 "Unterengadiner "Ober"-Genuß",
Tour 7 "Bernina, Umbrail und Ofenpass", Tour 8 "Die
Albula - Maloja - Splügen - Runde"), Südwest Verlag, 2. Auflage 1998, ISBN 3-517-01807-4, (vergriffen, alter
Preis umgerechnet € 10,12)
von Puttkammer, Eberhard: Motorradtouren in den Alpen, 20 Touren mit Leporellos/Roadbooks (Tour 12 "Übers Stilfser Joch in die Rätischen Alpen"), Steiger
Motorradführer, Steiger Verlag, 2. Auflage 1998, ISBN 3-89652-121-7, (nicht mehr
lieferbar, alter Preis umgerechnet € 10,12)
allgemeine
Bücher:
MICHELIN-Reiseführer "Schweiz" (Landesführer
mit den interessantesten Kultur- und Naturdenkmälern, bewertet mit
drei-Sterne-System) Paris/Karlsruhe, überarbeitete Neuauflage 2002 , ISBN 2-06-000157-9, € 14,30
Karten:
Schweiz,
wasserabweisend, Maßstab 1:301.000
(beidseitig bedruckt mit Ortsregister und Innenstadtpläne), Kartographie Kümmerly
+ Frey, Fallert M-Design,
Sasbachwalden 1998, € 12,90
Herkules, Schweiz extrem, reißfest
aus Tyvek®-Polyethylen-Flies,
1:301.000, Kartographie Kümmerly + Frey, doppelseitig bedruckt,
WEPRO, CH-Wolfhausen 2000, ISBN 3-909211-03-8,
€ 9,90
Motorrad-Powerkarte Alpen-Blatt 2 "Westschweiz, Wallis, Aostatal",
Maßstab 1:300.000, wasserabweisend,
GOOD VIBRATIONS-Verlag,
Erlensee 2001, ISBN 3-932157-61-3,
€ 5,80
Motorrad-Powerkarte Alpen-Blatt 4 "Ostschweiz, Vorarlberg,
Oberitalienische Seen",
Maßstab 1:300.000, wasserabweisend,
GOOD VIBRATIONS-Verlag,
Erlensee 2001, ISBN 3-932157-63-X,
€ 5,80
Detailkarten für Selbstplaner:
MICHELIN Nr. 218, Maßstab 1:200.000, "Andermatt, St.
Moritz, Bozen", ISBN 2-06-700-218-X, Paris (jährliche Aktualisierung),
€ 5,00
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Touristik-
Anschriften
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Touristik-Anschriften:
Schweiz Tourismus, Kaiserstraße 23, 60311 Frankfurt, Telefon 069/ 25600126, Fax 25600138,
www.schweizferien.ch;
Verkehrsverein Graubünden, Alexanderstr. 24, CH-7002 Chur, Telefon ++41-(0)81/ 2542424, Fax 2542400;
Freizeit Graubünden, Grabenstraße 5, CH-7002 Chur, Telefon ++41-(0)81/ 2521818, Fax 2529072;
Ferienregion Engadin, Postfach
54, CH 7504 Pontresina, Tel. ++41-(0)81/ 8426573, Fax 8426525 www.engadin.ch
Sonstige Infos/ private Seiten:
zum Schweiz Tourismus - Ferienportal www.myswitzerland.com/de;
Graubünden-Ferien:
www.graubuenden.ch;
Alles Wichtige über Schweizer und andere Alpenpässe, viele schöne
Bilder, Roadbooks und Tourenkarten finden Biker auf den privaten
Seiten von D. und H. Pals unter www.alpentourer.de.
Viele schöne Fotos aus Graubünden (u.
a. Kantonen) bietet "picswiss",
ein privates Engagement von Roland Zumbühl: www.picswiss.ch
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