(zurück zur Auswahl) Rheinische Reben
und Nassauer Burgen (Tourenlänge 360 km)
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Schräge
Lagen zwischen schiefen Mauern im Nassauer Land Viertakt-Herzen zum Anfassen Wisperwind in der "Republik Flaschenhals" Rheinromantik mit Schönheitsfehlern Pommes,
Wein und anderes Gesöff Wirtshäuser und sonstige Perlen an der
Lahn Burgenparade
an der Lahn Barockformatige Badewannen und ein Schiffstunnel Calcitkristalle und Perltropfsteine Hausberg der Hessen
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Romantische
Taunushöhen (bei Heidenrod) © Red. RIDER´S GUIDE
Schräges Mittelalter unterm Hexenturm: Fachwerk-Highlights in Idstein © Red. RIDER´S GUIDE
Burg
Hohenstein: Hoch über dem Aartal © Red. RIDER´S GUIDE
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Rheinische
Reben und Nassauer Burgen
Endlich Wochenende, wie wär´s ´mal
mit einem Mittelgebirgsritt im Herzen Westdeutschlands? Das "Rheinische
Schiefergebirge" mit seinen von Flüssen gegliederten Regionen liegt
nur etwa ein bis drei Autobahnstündchen vom Rhein-Ruhr oder Rhein-Main-Gebiet
entfernt. Für dieses Mal greifen wir den hessischen und rheinland-pfälzischen
Taunus im Süden heraus und präsentieren eine ca. 300 km lange Zweitagestour. Ein erster Blick auf die Karte zeigt, unser Zielgebiet
liegt grob zwischen Koblenz und Frankfurt am Main.
Auffallend ist, dass zwischen dem Rheinknie bei Rüdesheim und der Wetterau
bei Bad Homburg der ca. 75 km lange Gebirgsklotz wie mit dem Lineal gezogen
plötzlich zum Süden hin abbricht. Flüsse begrenzen die Gesteinsmassen
aus Quarziten und Schiefer – der Rhein im Süden und Westen, die Lahn im
Norden. Der Name Taunus war schon den Römern bekannt, die ihren Limes mittendurch
zogen, wurde aber erst seit dem 19. Jahrhundert geläufig. Früher sprachen
die Bewohner schlichtweg nur von der "Höhe". Ortsnamen mit "vor
der Höhe" und "auf der Haide" erinnern daran.
Schräge
Lagen zwischen schiefen Mauern im Nassauer Land
Bevor wir nach dem Autobahntrip über die
"A3" bis Idstein gleich in die hessischen Wälder verschwinden,
tanken wir in den verwinkelten Gassen der Altstadt unter dem Hexenturm einige
mittelalterliche bis barocke Impressionen der aufwendig restaurierten Gebäude.
Wer etwas Zeit investieren möchte oder im Ort übernachtet, werfe einen
Blick auf das prächtige Renaissance-Schloss oder das ungewöhnliche
Killinger-Fachwerkhäuschen am Marktplatz, das im Elsässer Stil gebaut hier eigentlich nicht so
richtig hingehört!
Der erste Tourenabschnitt führt uns zunächst
in den Untertaunus mit seinen herben, weitläufigen Hochflächen aus
Wäldern und Wiesen. Wieder vorbei an der Idsteiner Autobahnausfahrt führt
der Weg steil aufwärts Richtung Görsroth, dann wechseln wir für
kurze 7 km rechts auf die als "Hühnerstraße" bezeichnete
"B 417" Rtg. Limburg. An der "Hühnerkirche" kurven
wir links Rtg. Limbach und passieren bald Ortschaften mit so eigentümlichen
Namen wie Strinz-Trinitatis, Hennethal und Strinz-Margarethä. Wir folgen
der Ausschilderung Rtg. Breithardt und dort Rtg. Aartal B 54/Burg Hohenstein.
Steil abwärts rauschen wir ins Tal, bevor wir unten auf die Bundestraße
Rtg. Limburg/Aarbergen abbiegen. Die romantische Aar windet sich zusammen mit
der "B 54" in vielen Kurven durch die Schieferhöhen. Vom linken
Bergrand grüßt uns nach wenigen Fahrminuten die wuchtige Burgruine
Hohenstein der Fürsten von Katzenelnbogen. Wer die Burg erobern will, wechselt
zuvor an der beschrieben Einmündung ins Aartal (von Breithardt kommend) zunächst die Richtung
(nach Wiesbaden) und folgt der Ausschilderung nach der Burg und
dem gleichnamigen Ort "Burg Hohenstein".
Die gut abgesicherte Burgruine ist "gegen Spende" frei
zugänglich und bieten einen herrlichen Ausblick auf das windungsreiche
Aartal und die Taunushöhen.
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Oldtimertreff
am Ottomuseum © Red. RIDER´S GUIDE
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Viertakt-Herzen zum Anfassen
Nach ca. 15 Minuten wechseln wir links Rtg. Reckenroth
und schrauben uns durch ein Waldstück wieder auf die Hochflächen.
Nach Berndroth und Rettert erreichen wir Rheinland-Pfalz, es folgt "Holzhausen
auf der Haide". Eine Ampelanlage in Ortsmitte regelt den Kreuzungsverkehr,
aber bevor wir links Rtg. Wiesbaden abbiegen, halten wir kurz davor auf dem neuen Parkplatz
vor dem Nicolaus-August-Otto-Museum, um den pfiffigen Erfinder zu ehren: Seine
Taten führten letztlich zu den metallenen Herzen, die heute unsere Bikes
so bequem vorantreiben. Ein rühriger Club und die Ortsverwaltung bemühen
sich seit Jahren um die hiesige Präsentation im Geburtshaus, heute auch Museum
und gleichzeitig Gemeindehaus. Allein Erna Tollkien, die
liebenswert rüstige Lady im betagten Alter, die uns durch die Räume
führt und unglaublich viele Details aus dem Leben des Erfinders verrät, lohnt
den Besuch. Statt Eintritt wird schlußendlich eine kleine Spende nach eigenem Ermessen
erwartet. Und das Gästebuch hält dann eine weitere Überraschung bereit: Besuchergruppen
aus aller Welt pilgern Monat für Monat durch diese eher beschaulich
kleinen "Heiligen Hallen" der Schraubergemeinschaft.
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Wisperwind in der "Republik Flaschenhals"
Nach so vielen Geschichten sorgt ein kräftiger
Fahrtwind für Abwechslung: Die Gashand kann sich für einige Minuten
Rtg. Wiesbaden freuen, denn Dank einer Weisung Napoleons wurde die B 260 militärisch gerade ausgerichtet. Aber schon an der zweiten rechten Abbiegung
verlassen wir die heute auch als "Bäderstraße" bekannte B 260
an einer Waldkreuzung Rtg. "Heidenrod-Zorn" und wechseln noch vor
dem Ort mitten im Fichtengrün links in Rtg. Naurod und danach Dickschied. Die
beiden Heidenroder Dörfer zählen mit 17 weiteren zur größten
Waldgemeinde Hessens. Ab Dickschied rollen wir durch viele Kurven abwärts ins Wispertal, dem
Wochenendtraum vieler Rhein-Main-Biker/innen. Am Talgrund angekommen, biegen
wir rechts Rtg. Lorch und folgen dem Lauf der Wisper zum Mittelrhein. Dieses von
vielen Bikern so geliebte Tal mit den unglaublich unberechenbaren Kurven wurde früher für
einige sportlich ambitionierte Zweiradfans zum Alptraum und nicht selten
endete manches Schräglagen-Experiment mit dem Aufrichten eines Kreuzes zwischen
Fahrbahnrand und Felswand. Seit Jahren gilt deshalb
für Motorradfahrer nur noch 60 km/h, häufig streng überwacht!
Seitdem herrscht Ruhe in der Unfallstatistik – nicht aber im Tal. An sonnigen
Wochenenden kurven hier meist mehr motorisierte Biker als Vierradler herum und trotz
aller Beschränkung tourt es sich hier nach wie vor recht nett! Hand auf´s
Herz, ruhigen Gewissens erlaubt so manche dieser Kurven auch keine 60 km/h...
Nach dem Kurvenrausch erwartet uns mitten im
Wispertal ein echter Bikertreff, die "Wisperstube", direkt an der
Straße in Heidenrod-Geroldstein gelegen. Es folgen Benzingespräche
und Kurvendiskussionen an der gemütlich urigen "Frittenschmiede" mit
Sitzgelegenheit bei herzlichem "Ei guude, wie?" Wer es bei Kaffee
und Kuchen lieber "gut bürgerlich" mag, kommt einige Kurven weiter
in einem der zu Restaurants umfunktionierten alten Mühlen auf seine Kosten.
Der zufällige Blick fällt hier auf ein merkwürdiges
Schild: "Republik Flaschenhals". Lorch und Umgebung erinnern damit
an eine Zeit ab November 1918, als die Region am Ende des 1. Weltkriegs von den
Siegermächten GB, F und USA in Bezirke aufgeteilt wurde, hier aber ein
kleiner "unbesetzter" Streifen verblieb, die Republik Flaschenhals
nämlich! Klar, dass wilde Tage anbrachen, die Versorgung durch die
umgebenden Räume war unterbrochen. Not machte erfinderisch, der selbsternannte
Freistaat druckte bis 1922 sogar eigenes Geld. Für einige Monate wurde
der illegale "nächtlicher Grenzhandel" zum Volkssport, bis schließlich
der Flaschenhals besser versorgt war als die besetzten Nachbargebiete. Da sich
dann auch so manche gesuchte Person hierher verdrückte, rückten die
Franzosen im Februar 1923 nach und bereiteten dem Unikum ein Ende.
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Schifferschröpfer
im Strom: Zollburg
Pfalzgrafenstein bei Kaub © Red. RIDER´S GUIDE
Romantik
zwischen Wein und Wasser: St. Goarshausen am
Mittelrhein © Red. RIDER´S GUIDE
"Lore,
wo steckst Du?" Blick von der Loreley auf Rheinkilometer
555 mit St. Goarshausen © Red. RIDER´S GUIDE
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Rheinromantik mit Schönheitsfehlern
Noch bevor das Tal in Lorch am Rhein endet, wechseln
wir am Whs. Kammerkrug wieder rechts Rtg. Wollmerschied, Ransel und Sauertahl.
Ein romantisches Sträßchen bedankt sich für diesen Abstecher
auf die Höhe. Dann wird es aber Zeit für den Mittelrhein, wir folgen
der Ausschilderung Rtg. Kaub. Steil führt der Abstieg durch die Schieferberge
hinunter zum schönsten Talabschnitt, den der Rhein zu bieten hat, und der
dank Weinanbau und den zahlreichen Burgen spätestens seit der Romantik
durch Dichter und Maler in aller Welt berühmt wurde. Wir begrüßen
Vater Rhein im Ort Kaub und folgen dem Uferlauf Rtg. Koblenz. Imposant ist der
Blick auf die weiße, alte Zollburg "Pfalzgrafenstein" mitten
im Wasser, die nur mit einer Personenfähre zu erreichen ist und besichtigt werden
kann. Die Rheinuferstraße ist in der Ferienzeit extrem stark befahren, ebenso ihr linksrheinisches
Pendant. Auch lärmt es recht ordentlich im Mittelrheintal, eine beständige
Verkehrsgeräusche-Mixtur belastet den Talgrund, besonders wenn zusätzlich die
Schnellzüge durch die Weinhänge eilen.
Was uns unterm Helm kaum aufregt, hemmt entscheidend den Übernachtungstourismus, allen zahlreichen Winzer- und Ausflugslokalen
zum Trotz.
Den Städtchen
ist somit nur bescheidener Wohlstand gegönnt, zumal sich kaum größere
Firmen ansiedelten. Und in keinem der Orte fehlen Markierungen über extreme Hochwasserstände
– es lebt sich nicht leicht im romantischen Mittelrheintal...
Traurige Blondine
Nach wenigen Minuten erreichen wir bei "Rheinkilometer 555" den Fuß der deutschesten aller Felsen, den der Loreley! Mächtig
steil, fast im rechten Winkel ragt der Fels hier in die Höhe. Unterhalb
der "Loreley" wird der Rheinlauf durch die beidseitigen Gebirgsränder
recht eng zusammengedrängt. Früher lauerten recht böse Gesteinsbrocken
im Fahrwasser, eine von den Schiffern gefürchtete Stelle, die für
die bekannte Legende sorgte.
Am rheinseitigen Parkplatz gönnen wir den Feuerstühlen
eine Pause, per pedes wandern wir rund 15 Minuten auf der weit in den Rhein
hineingezogenen Winterhafenmole entlang. Am Ende erwartet uns schon ungeduldig eine
leichtbekleidete und wohlproportionierte Lady. Aber, was für eine herbe Enttäuschung! Von wegen blond?? Und -
alles nur aus Metall!? Aber Heinrich – unser
Heine – läßt grüßen, stimmt ja, die wirkliche Blondine frisierte
ihre goldene Haarpracht ja oben auf dem Felssporn! Lange ist es her und angesichts der heranrollenden
Touristenmassen ist sie wohl rechtzeitig in die Fluten gesprungen und ward nie
wieder gesehen...
Wir verlassen die traurige Jungfrau aus Metall,
sparen uns die vierhundert Stufen hinauf zur Ehrung der freudig im Wind wedelnden
Deutschlandfahne und passieren bald das bunte Treiben in St. Goarshausen. Eine
hier begonnene Brücke zum benachbarten St. Goar wurde gerade noch rechtzeitig
verhindert, bis heute ist der gesamte Rheinabschnitt zwischen Mainz und Koblenz
ohne Überbrückung und wird stattdessen von Wind-und-Wetter gegerbten Jungs mit
ihren kleinen Fährschiffen versorgt.
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Braubach
mit der Marksburg © Red. RIDER´S GUIDE
Nassau
an der Lahn mit Hausburg © Red. RIDER´S GUIDE
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Pommes,
Wein und anderes Gesöff
Hinter St. Goarshausen klettern wir wieder für
einige Kilometer Fahrspaß auf die Gebirgsschulter: Rechts Rtg. Nochern
halten, dann weiter nach Weyer. Dort suchen wir den Weg nach Walheim und touren
bald wieder abwärts zur B 42 an den Rhein, nun in Rtg. Kamp-Bornhausen.
Vom anderen Ufer beeindruckt die Stadt Boppard mit ihren vielen Kirchtürmen
und der imposanten Uferpromenade. Bald touren wir im großen Bogen über die flache Innenseite
der größten Rheinschleife am Mittelrhein. Vom hier verbreiteten Obstanbau
umgeben durchqueren wir das kleine "Osterspai": Imbissbuden
am Rheinufer zwingen auch hier so manchen Fahrer zur beliebten Bikerrast mit
"Pommes rot-weiß".
Weine, Obstweine und Obstler der Region, direkt vom Erzeuger im gegenüberliegenden
Straßenverkauf lassen so manche Satteltaschen aufquellen.
Und wer sich bei Frittenverzehr in den Anblick
dahintuckernden Schiffen verliebt, kann sich bei Bedarf im Ort gleich bikerfreundlich
einquartieren.
Flußabwärts erreichen wir das Städtchen
Braubach, eine hübsche Fachwerk-Altstadt, die unbedingt einen Abstecher
wert ist. Eigentlich erwartet uns noch hoch über dem Örtchen Freund Ritter
Kunibert,
doch eine Führung durch die bekannte und bestens erhaltene Marksburg aus dem Hochmittelalter
frist Zeit. So verlassen wir den Rhein ohne Lehrstunde im Minnesang und wechseln
seitlich von Braubach wieder hinauf zur Hochfläche (Rtg. Bad Ems, und noch am östlichen
Ende von Braubach Rtg. Dachsenhausen). An der Abzweigung fällt der Blick
auf den düsteren Hinterhof Braubachs – die Industrieanlagen der alten Bleifabrik. Hohe
Kamine erinnern an düstere Zeiten, so mancher Boden ist hier durch das
giftige Metall heftig belastet.
In Dachsenhausen folgen wir den Schildern nach
Schweighausen und dann Nassau. Nach einigen Höhenkurven führt der
Weg abwärts an die idyllische Lahn, dem geradezu lieblich strömenden
Paradies der Paddler und Kanuten. Doch zuvor fällt der Blick auf die urige
Turmburg, die auf einem ohnehin hohen Bergkegel weit oberhalb von Nassau in den
Himmel ragt: Diese Hausburg
zeigt unmißverständlich jedem Heranreisenden, wer hier einst das Sagen
hatte. Dabei galten die Nassauer Herzöge bekanntlich als tolerant und auch
fürsorglich: Studenten aus dem Nassauer Land konnten in den "guten
alten Zeiten" dank fürstlicher Unterstützung in deutschen Universitätsstädten
kostenlos speisen — und so mancher Kommilitone, der nicht dazugehörte,
nassauerte sich einfach darunter...
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Im
Gelbachtal © Red. RIDER´S GUIDE |
Wirtshäuser und sonstige Perlen an der
Lahn
Nassau an der Lahn – auch diesem Ortskern widmen
wir einen lohnenden Halt, dann rollen wir lahnabwärts Rtg. Bad Ems. In
Dausenau winkt zuvor noch ein Wirtshaus an der Lahn, leider hat aber die Wirtin mit den
deftigen Sprüchen nun ausgerechnet heute frei... Nur wenige Minuten weiter
erscheint die Kurstadt edler Fürsten und anderer vornehmer Leute. Klar,
die hochadelig gute Zeit liegt auch hier in weiter Ferne, doch die hellen Bauten
aus der wilhelminischen Kaiser- und Gründerzeit, die exotische Kirche und
das muntere Kurleben zwingen einfach zum Halt oder zumindest zu einer Ehrenrunde
entlang beider Ufer. Bei einer Eispause genießen wir den Blick auf´s
touristische Treiben: "Runde Roulette, gefällig?" Nein danke,
statt Jetons wählen wir lieber Emser Lutschpastillen für den kommenden
Winter und flüchten nordwärts ins Gebirge, diesmal in den Westerwald,
denn die Lahn trennt ja beide Gesteinsmassen.
Westerwälder Ausritt
Auf verwegenen Strecken touren wir Rtg. Zimmerschied,
dann durch Welschneudorf, Daubach und Holler in Rtg. Wirzenborn, unserem nächsten
Ziel. Hier erreichen wir ein weiteres reizvolles und bevorzugt angesteuertes
Tälchen. Doch vor unserer Gelbbachtal-Rückreise zum Taunus besuchen
wir selbstverständlich das Motorradmuseum in Wirzenborn. Seit 1982 zaubern
Christel und Helmut Müller ihren Besuchern im Landgasthof "Wirzenborner
Lis" allerhand Westerwälder Spezialitäten hervor. Begeisterter
Chefschrauber Helmut schwärmt für Oldies – aus einer Sammelleidenschaft
entwickelte sich schließlich ein Privatmuseum mit Motorrad-Oltimern aus
über sieben Jahrzehnten, darunter eine NSU 501 TS 500 (1935), eine BMW
R12 750 (1936) und Triumpf Ass 350 von 1929.
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Tourenparadies an der Lahn: Balduinstein
© Red. RIDER´S GUIDE |
Burgenparade an der Lahn
Die gemütliche Talfahrt führt über
Isselbach und Weinähr an die Lahn zurück, die wir linksabbiegend erreichen.
Wir folgen ihrem Lauf aufwärts durch Obernhof, Laurenburg und Geilnau.
Unglaublich, welche Highlights hier im mitteldeutschen Dornröschenschlaf
schlummern! Kleine Cafés, Restaurants und immer wieder steinerne Zeugen
des Mittelalters lauern in fast jedem Ort auf die Sommerfrischler. Wir aber
halten durch bis Balduinstein, einem von Burgen romantisch umsäumten Ort,
direkt am Lahnufer. Nach einer Schnaufpause wagen wir einen weiteren Abstecher
zur Schaumburg, ein im 19. Jhdt. umgebautes Schloss, das von einem schroffen
Felsblock hoch über der Lahn weit sichtbar zur Besichtigung einlädt.
Wieder einmal verschieben wir eine Schloss-Turmbesteigung, wir kommen ja
wieder, die Region hat uns überzeugt. Wir steuern Birlenbach an, dann Diez.
Die folgende Beckenlandschaft wird allmählich städtischer, doch dann
wieder Geschichtsbauten vom Feinsten, mindestens für eine Ehrenrunde brummeln
wir durch die kleine Diezer City und wechseln dann nach Limburg. Die Stadtgrenzen
verschmelzen, kaum merkbar wechseln wir wieder das Bundesland. Auch im hessischen
Limburg suchen wir nahe der City den Weg in die Altstadt, die sich auf einem Kalkfelsen über
der Lahn ausbreitet, unter Fachwerkfans ein absolutes Muss! Schrägere
Hauswände kann es einfach nicht geben! Und der Kalkgipfel beherbergt das
Wahrzeichen der Stadt in einem frischen rot-weißen Farbspiel, den prächtigen
Limburger Dom, weithin sichtbar
und seit spätstaufischer Zeit Stolz aller Limburger Bürger! Ach ja, langsam dämmert es wieder, der mittelalterliche
Siebentürmer vom verschwundenen Oldie-Tausendmarkschein...
Nach der Kulturpause suchen wir südlich
der Limburger Bahnlinen den Abzweig Rtg. Runkel – nicht leicht zu finden. Wir
bleiben an der Lahn und unterqueren zwei moderne, gewaltig hohe Brücken,
die der A 3 und gleich dahinter das jüngste Highlight der Region, die nagelneue
und auch schöne Bogenbrücke der ICE-Bahntrasse Köln-Frankfurt.
In Runkel fasziniert die Drohgebärde zwischen
den beiden mächtigen Burgruinen links und rechts der Lahn: Alte Sicherungsposten
zum hier vorhandenen Lahnübergang. Wir rollen vorsichtig über das Kopfsteinpflaster
der mittelalterliche
Brücke zum gegenüberliegenden Schadeck, touren dann auf Nebensträßchen
entlang der Lahn in Rtg. Weilburg, vorbei an Arfurt, durch Seelbach, Falkenbach
und schließlich Gräveneck.
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Fürstlicher
Felsen: Hoch oberhalb der Lahn thront die barocke Altstadt
Weilburg auf einem Felssporn © Red. RIDER´S GUIDE
Lahnzufluß
in den Schiffstunnel © Red. RIDER´S GUIDE
Höhlenforscher
im Wasserrausch: Tunnelausgang mit Doppelschleuse © Red. RIDER´S GUIDE
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Barockformatige Badewannen und ein Schiffstunnel
Im Ortskern von Weilburg bietet der Marktplatz mit seinen Straßenlokalen
eine neue Verschnaufpause vor der Kulisse historischer Gebäude: Auch Weilburg
war ehemalige Residenz der Grafen und dann Stammsitz der Fürsten von Nassau-Weilburg.
Das große, im 16. Jh. begonnene Renaissanceschloss wurde im 18. Jh. barock erweitert. Die Gartenanlagen sind frei zugänglich, das Schloss
kann besichtigt werden. Dabei müssen allerdings Motorradstiefel mit Hauspuschen
überzogen werden, um die glänzenden Holzböden zu schonen. Ein
Rundgang durch das Schloß überflutet das kurvenermüdete Großhirn
mit neuen Reizen: Die "barockformatige" Badewanne aus Lahnmarmor bleibt
sicher gut in Erinnerung.
Kurioses bietet sich auch unterhalb der Stadt:
Bei Weilburg verläuft die Lahn in einer riesigen 180-Grad-Schleife, früher
ein beachtlicher Umweg für die Schifffahrt, der zudem noch durch zwei Wehre
erschwert wurde. Also gebot Herzog Adolph von Nassau vor 150 Jahren den Bau
eines 195 m langen Tunnels durch den Weilburger Schlossberg. Mit 5,60 m
Breite und 6,30 m Höhe war die Röhre damals auch für "große"
Schiffe geeignet. Biker können ihr Reisegefährt mal kurz wechseln,
im Sommer warten Miet-Paddelboote am oberen Tunneleingang.
Wir verlassen Weilburgs Altstadt hinter dem steinernen
Triumphbogen links in Rtg. Löhnberg. Noch vor der nächsten Lahnbrücke
fahren wir rechts in den Ort und folgen den Straßen nach Drommers- und
dann Hirschhausen. Plötzlich leuchtet im Licht hoch über einer Stadtsilhouette
ein prächtiges, märchenhaftes Schloss. Braunfels! Schon wieder
ein Fachwerk-Highlight und mittendrin diese gewaltige Schlossanlage auf
einem riesigen Basaltkegel. Nun langt´s, nichts geht mehr, erschöpft beschließen
wir, hier zu nächtigen und finden schnell ein gemütliches Gasthaus mit urigen
Zimmern direkt am Marktplatz, gleich unterhalb der Schlossmauer.
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Calcitfeuerwerk
tief unter Kubach © Red. RIDER´S GUIDE
Lichtzauber
in der Kristallhöhle © Red. RIDER´S GUIDE
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Calcitkristalle und Perltropfsteine
Frisch gestärkt quält uns am Morgen die Frage, ob wir den jungen Tag
mit einer Schlossführung durch den Stammsitz der Grafen und Fürsten
von Solms-Braunfels beginnen oder mit einem Durchstieg der nahen Kubacher Kristallhöhle.
Wir wählen Letzteres, verschieben die Führung durchs hessische "Neuschwanstein"
und starten Richtung Philippstein, wechseln dort nach Bermbach und biegen bald
rechts auf die B 456 Rtg. Weilburg, dann links nach Kubach und folgen zuletzt
der grünen Ausschilderung zum Höhlenhaus.
Nach Durchschreiten der Eingangstür weht
ein kräftiger Luftzug, es wird merklich kühler. Eine auf den ersten
Blick endlos lange Treppe verschwindet in einem schräg hinabführenden
Bergstollen. Nach einigen Minuten Abstieg reift die düstere Erkenntnis,
dass uns der Rückweg in der Kombi nicht nur Schweiß, sondern
auch einiges an Kondition abverlangen wird. Doch was ein rüstiger Besucher
im fortgeschrittenen Alter vormacht, kann uns Biker ja nicht schrecken! Dafür
können wir uns dann trotz Muskelkater rühmen, eine in Deutschland
einzigartige Kristall-Schauhöhle durchstiegen zu haben. Mit 455 Treppenstufen,
einmal runter und wieder hinauf! Die erst 1974 gefundene Kristallhöhle
ist die größte dieser Art und mit über 30 m Raumhöhe die
höchste aller deutschen Schauhöhlen. Im künstlichen Licht erzeugen
tausende Calcitkristalle und Perltropfsteine an der Wand ein geheimnisvolles
Leuchten, 45 Minuten dauert die geführte Erkundung.
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Ei,
wieh! Ei, joh! Benzingespräche auf Frankfurts Hausberg unter´m
34 m hohen Aussichtsturm © Red. RIDER´S GUIDE |
Zum
Hausberg der Hessen
Nun aber wieder auf´s Bike – heute nehmen wir das Weiltal unter die Räder,
einen weiteren Nebenfluß der Lahn. Talabwärts verlassen wir das Höhlenhaus
und folgen bald der Weil Rtg. Weilmünster. Dort angekommen wenden wir uns
im Zentrum Rtg. Laubuseschenbach, durchqueren Wolfenhausen, Haintchen und Hasselbach.
In Rod a.d. Weil erreichen wir erneut das Tal, erteilen Deutschlands ältestem
Pfarrhaus unseren Segen und touren jetzt direkt am Fluß entlang. Vorbei an reizvollen
Hügeln im Usinger Land nähern wir uns Schmitten im Hochtaunus. Allmählich
gewinnen wir auch an Höhe und der Feldberg-Gipfel rückt allmählich immer näher.
Ein Besuch des Frankfurter Hausberges und wichtigstem Dauertreff der hessischen
Biker steht natürlich im Pflichtenheft, auch wenn der Gipfel mit nur schlappen
881 Metern einen süddeutschen Tourer kaum hinter – Verzeihung – auf seinem
Ofen hervorlockt... Wir folgen der Ausschilderung und nehmen Endspurt auf den
turmbestandenen "Großen Feldberg". Oben überrascht dann wirklich
die stattliche Anzahl aufpolierter Zweiräder – Sehen und Gesehenwerden.
Was folgt, ist Standardprogramm: Frittenbude mit Benzingewäsch und wir
als Erstbesucher wählen natürlich zusätzlich die Turmbesteigung mit Blick auf
die hochhausgeschwängerte Rhein-Main-Metropole nebst Umgebung. Am Horizont
winken bereits die nächsten Tourenziele wie der Vogelsberg im Osten. Oder geht´s
doch erst zum Odenwald im Süden?
Leider drängt die Zeit, bald darauf
suchen wir schon den Weg
nach Niederreifenberg, werfen der imposanten Reifenberger Burgruine nur noch
einen grüßenden
Blick zu, leiten unseren Untersatz Rtg. Glashütten und Heftrich. Wie sich manche Gebirge
doch gleichen: Erst deutet der Name "Schmitten" auf traditionelle
Eisenschmieden und nun erinnert "Glashütten" an die Handwerker
mit der kräftigen Lunge.
Wenige Kilometer abwärts hat uns Idstein
wieder – was für eine Tour! In der Altstadt wartet noch ein
Kaffee zur Stärkung, dann aber ab zur A 3! Unterwegs reift der Entschluß:
Wir kommen wieder...
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Biker- Treffpunkte |
Biker-Treffpunkte: Natürlich
der "Große Feldberg" - Kiosk und Gaststätten
sorgen für das Nötigste am Parkplatz. Der Aussichtsturm ist gegen
kleines Entgeld zugänglich. Bikertreffpunkt am Wochenende,
bei schönem Wetter auch unter der Woche. Außerdem sehr
beliebt: Heiligabend und Silvester.
Die Wisperstube im Heidenroder
Ortsteil Gerolstein, direkt in der Wispertalstarße gelegen, bietet
neben dem Imbiß garantierte Benzingespräche, auch unter der Woche außer
Mo.
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Sehens-
wert
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Sehenswertes/
Highlights der Tour:
Hinweis: Die
nachfolgend aufgeführten Öffnungszeiten
gelten jeweils nur für das Sommerhalbjahr, also
für die Fahrsaison von April-Oktober. Bei Eintrittspreisen
wird jeweils der normale Tarif für einen Erwachsenen angegeben.
Nicolaus-August-Otto-Museum, tgl. von 9-16 h
(Eintritt: Spende),
56357 Holzhausen, Tel. 06772/ 7242, Fax 8878, www.loreley.com/otto-museum;
Motorrad Museum Montabaur, Kapellenstr. 8, 56410 Montabaur-Wirzenborn, tgl. außer Mi von 14-18 h (Eintritt: Spende), Tel. 02602/ 4327,
www.motorrad-museum-montabaur.de,
jährliches Motorradveteranentreffen am letzten Juli-Wochenende
(12. Veranst. in 2002);
Runkel: Historischer Ortskern mit alter Lahnbrücke
unterhalb großer frühmittelalterlichen Burg, Gegenburg Schadeck am gegenüberliegenden
Lahnufer, Infos: Burgverwaltung,
Tel. 06482/ 4222;
Schloss Weilburg, Schlosskirche, Schlossgarten
und Orangerie, Besichtigung von 35 Schlossräumen (nur mit Führung),
im Sommerhalbjahr Di-So, 10-16 h (Eintritt € 3,50, Helmabgabe möglich). Kurioses: Barockküche, Marmorbadewanne
und China-Kabinett, u. a. Infos unter Tel. 06471/ 2236;
Kubacher Kristallhöhle, Tel. 0647/ 94000,
v.1.4 - 31.10. Sa, So und Feiertags 10-17 h, werktg. v. 14-16 h, Eintritt DM 5,
Höhlenhaus mit Aufenthaltsraum & Restaurant-Café, Wirt ist Motorradfan,
großer Parkplatz; www.kubacherkristallhoehle.de
Schloss Braunfels, ganzjährig geöffnet,
Führungen im Sommerhalbjahr von 8-17 h, Tel. 06442/ 5002.
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Anfahrt |
Anfahrt
Anfahrt über die A 3 (Köln-Frankfurt),
Ausfahrt Idstein,
oder über die A 45 (Sauerlandlinie Dortmund/ Frankfurt) bis Wetzlarer Kreuz
(von N) oder Wetzlar-Ost (von S), Ausschilderung zur B 49/E 44 Richtung Wetzlar/Limburg
folgen, bis Limburg und dann über die A 3 bis Idstein.
Modifizierungen zum Tourenstart
Tourenstart in Limburg (über die A 3 bis
Ausfahrt Limburg-Süd);
Start in Braunfels oder Weilburg, die Orte liegen an der B 49 zwischen Wetzlar
und Limburg, Anfahrt s.o.
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Literatur
& Karten
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Literatur
& Karten:
Marco Polo Generalkarte 1:200.000, Blatt 12 (Eifel,
Mosel, Rhein) ISBN 3-89525-88-X, und Blatt 13 (Frankfurt, Spessart, Rhön),
ISBN 3-89525-859-8, Ausgabe 2000.
Motorrad-Powerkarte Blatt 5 (Eifel, Bergisches
Land, Westerwald), GOOD VIBRATIONS-Verlag, ISBN 3-932157-22-2, € 5,80. Die
beschichtete Karte ist beschriftbar, strapazierfähig und relativ wetterfest. Blatt 5 enthält
auch den Taunus, die Tour kann hier komplett eingezeichnet werden, ebenso auch
in Blatt 6 (Hessische Mittelgebirge, Sauerland), ISBN 3-932157-20-6, € 5,80;
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Hotels
& Pensionen |
Motorradfreundliche
Hotels & Pensionen:
Hotel
mit Gasthof "Zur Ziegelhütte", Am Bahnhof 6, 65510 Idstein, EZ/ÜF ab € 60, Tel. 06126/ 70277, www.hotel-ziegelhuette-idstein.de zum
Gasthof: www.ziegelhuette-idstein.de Lage:
verkehrsgünstig am Ortsrand/Übergang Zentrum, 5 min
Fahrt zur Autobahn A 3, Ausfahrt Idstein, schöne
Altstadt in zu Fuß erreichbar
Landhotel Weinhaus Treis, 56379 Weinähr/Lahn,
(EZ/ÜF ab € 38,-), Tel. 02604/ 9750, www.landhotel-treis.de Lage:
im unteren Gelbbachtal, kurz vor der Mündung in die
Lahn, schöne Ortsrandlage
Hotel Restaurant "Kubacher Hof", Fam.
Mösinger, 35781 Weilburg-Kubach (EZ/ÜF ab € 35,-), Tel. 06471/ 4822,
www.kubacher-hof.de Lage:
Zentral im Dorf Kubach, 2 min Fahrt bis zur Kristallhöhle
Gasthof "Am Turm", Marktplatz 11, 35619 Braunfels (direkt am Marktplatz, EZ/ÜF ab € 29,-), Tel. 06442/ 5582, www.amturm.de, Lage:
Zentral am historischen Marktplatz und am Eingang zur
Schloss-Anlage, romantisch bis urig
Fast jeder Ort an der Lahn verfügt über
empfehlenswerte, idyllisch gelegene Campingplätze, z.B. Nassau (Tel. 02604/ 4442), Obernhof
(Tel. 02604/ 1865), Diez (Tel. 06432/ 2122) oder Limburg (Tel 06431/ 22610).
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Touristik- Anschriften
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Touristik-Anschriften:
Regioneninfos:
Touristik im Nassauer Land, Verbandsgemeinde
Nassau, Am Adelsheimer Hof 1, 56377 Nassau/Lahn, Tel. 02604/ 970253, Fax 970277, www.vgnassau.de;
Ferienland Westerwald-Lahn-Taunus e.V., Schiede 3, 65549 Limburg, Tel. 06431/ 296-221, Fax 296-444;
Städteinfos:
Städt. Verkehrsamt, Metzgerstr. 26, 56349 Kaub,Tel. 06774/ 222; www.talderloreley.de/ort.kaub.de
Städt. Verkehrsamt, Rathausstr. 8, 56338 Braubach, Tel. 02627/ 976000; www.braubach.de;
Städt. Verkehrsamt Diez, Wilhelmstr. 63,
65582 Diez, Tel. 06432/ 501270;
Tourist-Information Weilburg, Mauerstr. 6-8,
35781 Weilburg, Tel. 06471/ 19433, Fax 7675, www.weilburg.de;
Braunfelser Kur-GmbH, Fürst.-Ferd.-Str. 4a, 35619 Braunfels, Tel. 06442/ 93440, www.braunfels.de
Fremdenverkehrsamt Idstein, König-Adolf-Platz 2, 65510 Idstein, Tel. 06126/ 78215, www.idstein.de.
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